Der Aufbau des neuen Wohnquartiers Grünheide in Bielefeld ist bundesweit viel beachtet.

Energiekonzept überzeugt Stadtplaner und Investoren

Bielefeld. Der Aufbau des neuen Wohnquartiers Grünheide in Bielefeld ist bundesweit viel beachtet: Davon überzeugte ein Online-Seminar, bei dem gemeinsame Baubeteiligte, die Experten des Ingenieurbüros Reich + Hölscher (Bielefeld), des Systemlieferanten Rehau AG + Co. (Erlangen), des Softwareherstellers Velasolaris (Winterthur, Schweiz) und der Kanzlei für Energie- und Umweltrecht Gent Ritter Kollegen (Hannover), mehr als 100 Teilnehmer über das Thema „Energieversorgung Grünheide: Langfristig bezahlbarer Wohnraum ist möglich.“ informierte. Denn gut 50 Prozent der Teilnehmer gab dabei an, den Bau von Nahwärmenetzen in Betracht zu ziehen.

Die Grünheide, die von der AMANDLA International GmbH & Co. KG geplant und vermarket wird, ist ein ebenso innovatives wie vorbildliches Konzept für neue Wohnquartiere, das preiswertes Wohnen nachhaltig möglich macht. Hauptbestandteil ist eine nahezu ausschließliche Versorgung mit regenerativ erzeugter Energie. Strom und Wärme werden vor Ort erzeugt, die Wärme durch ein Nahwärmenetz in die Gebäude geleitet. Durch hohe Baustandards und preiswert erzeugte Energie werden die Betriebskosten langfristig deutlich niedriger sein als in vergleichbaren Neubauquartieren. Die Größe des Quartiers (bis zu 600 WE im Endausbau und vor allem Mietwohnungen) erfüllt die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen (Familien, junge und ältere Singles und Paare).

Komplexe Planung

 

Bei der Vorstellung stellten die Experten das Baugebiet und den Planungsprozess der Energieversorgung vor. Im Mittelpunkt standen Hypothesen, wie eine nahezu autarke Versorgung mit Strom, Wärme und Warmwasser möglich ist. Diese wurden mit Hilfe eines umfassenden Variantenvergleichs überprüft. Messlatte war die Simulation aller Varianten mittels der Software Polysun von Velasolaris. Hanna Gäbelein gab den Teilnehmern Einblicke in die Tiefe der erfassten Daten und in die Vielzahl von Erkenntnissen. Grundlage für die letztliche Entscheidung zugunsten einer Energiegewinnung aus Luftwärme und Sonne waren Modelle mit hohem Detailgrad. Für jedes einzelne Gebäude erfassten die Planer alle Nutzungsdaten und Leitungslängen.

Technik ist verfügbar

 

Hoch wärmegedämmte Kunststoff-Rohrsysteme sind ideal für den unterirdischen Nahwärme-Transport über insgesamt 1.370 Meter. Auf Basis der gebäudespezifischen Auslastung werden in der Grünheide alle Rohrquerschnitte zugunsten geringstmöglicher Wärme- und Druckverluste minimiert. Die Experten messen dem Niedertemperaturnetz in Bielefeld eine Mindestlebensdauer von 100 Jahren zu.

Fördertöpfe angezapft

 

Genutzt wird eine Bundesförderung für effiziente Wärmenetze 4.0 ebenso wie eine KfW-Förderung für die Gebäude. Beides wird sich positiv auf den wirtschaftlichen Betrieb auswirken.

Rechtslage ist sehr komplex

 

Dort, wo vor Ort erzeugte Energie an Mieter abgegeben oder in Ladesäulen eingespeist wird, sind eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen zu beachten und auch Hürden zu nehmen. Aber damit kennen sich bislang nur wenige aus, weil nahezu energieautarke Wohnquartiere wie die Grünheide noch für die meisten Projektentwickler oder Wohnungsbaugenossenschaften Neuland sind.

Viele Teilnehmer ließen sich von dem innovativen Konzept überzeugen. Sie lobten Konzept und Planung der Grünheide-Energieversorgung: „Das ist ein toller Schritt in die Zukunft.“ Das erste Online-Seminar dieser Art zeigte, wie eine kluge Stadt- und Quartiersplanung die Energiewende mitgestalten kann. Aber auch, dass es sehr viel Expertise auf Seiten der Planung braucht, um sich nicht in den Fallstricken der Komplexität zu verfangen.

Weitere Informationen zu der Veranstaltung gibt es beim Ingenieurbüro Reich + Hölscher unter www.reich-hoelscher.de/gruenheide.